Hotesh, Nordalbanien
In einem abgelegenen Bergdorf Albaniens hat man zuerst nicht daran geglaubt, dass IPA ein Projekt starten könnte – und wurde eines Besseren belehrt.
»Wir bekommen hier sowieso nie Hilfe, das wird vermutlich auch bei euch nicht anders sein», ereiferte
sich der Lehrer der 2. und 4. Klasse im Schulhaus von Hotesh. Er war gereizt, die Stimmung in der
Diskussion mit IPA-Mitarbeitenden sehr angespannt. Dabei brachten ihm diese viel Verständnis
entgegen. Gerade hatten sie die Besichtigung des kleinen Schulhauses abgeschlossen. Wer wäre
nicht frustriert, hier unterrichten zu müssen? Es fehlte mal wieder an allem, von einem guten Dach bis
zu funktionierenden Toiletten. Der Kindergarten besetzte das Lehrerzimmer und war für die 27
Jüngsten absurd klein. Die drei Lehrpersonen hatten deshalb nicht einmal einen Ort, um eine Pause
zu verbringen, etwas zu besprechen oder Unterlagen zu deponieren. Die alten Holzöfen konnten die
Schulzimmer nicht richtig heizen – und das in einem Dorf, das im Winter viel Schnee und tiefe
Temperaturen kennt. Und jetzt standen diese Schweizer vor ihm, löcherten ihn mit Fragen, machten
Fotos und diskutierten über ein vielleicht mögliches Projekt, ohne aber etwas versprechen zu wollen.
Da platzte ihm der Kragen. Vorbei die albanische Gastfreundschaft! Er redete sich in Rage. Zu oft
waren sie in Hotesh vergessen und übergangen worden.
Die grosse Entschuldigung
Genau zwei Jahre später quälte sich der Minibus – darin auch sechs IPA-Junioren - die steile
Naturstrasse nach Hotesh hinauf und stoppte vor dem Schulhof. Das Schulhaus hatte inzwischen
einen Anbau mit 4 Toiletten erhalten. Das Dach war saniert worden, neues Mobiliar und didaktisches
Material standen in den Zimmern. Neue Wandtafeln, neue Öfen. Das kleine Schulhaus war kaum
wiederzuerkennen. Das IPA-Juniorenteam hatte in der gleichen Region zwei weitere Projekte
realisieren können. Insgesamt gab es eine enorme Veränderung für die Berggemeinden, die
weitherum diskutiert wurde. "Pllumi ist in der Gegend berühmt geworden", lachte IPA-Partnerin Suela
Koçibellinj, als sie von der guten Qualität der Arbeiten seiner Baufirma sprach, die die Einwohner
beeindruckt hatte.
Eine höfliche Begrüssung, ein wenig Verlegenheit, doch dann kam die grosse Entschuldigung des
Lehrers. «Ich lag falsch, aber ich bin sehr froh, dass ich nicht Recht hatte», meinte er und bedankte
sich strahlend. Als IPA nach der gemeinsamen Besichtigung des Projekts nach weiteren Problemen
fragte, meinte er, dass sie doch schon so viel bekommen hätten. «Ein Lehrerzimmer? Ja, das wäre
natürlich schön.» Und als man anschliessend darüber nachdachte, dass ein kleiner Neubau für den
Kindergarten mehrere Probleme auf einmal lösen würde, lagen nicht mehr Skepsis und Ablehnung in
seinem Blick, sondern Hoffnung und Zuversicht.